Erhalt, Re-Use und Verdichtung
Seit 2004 hat die SBB, die Schweizerische Bundesbahn, ihre Lagerflächen entlang der Bahngleise für Transformationen freigegeben. Zuerst direkt beim Zürcher HB (Hauptbahnhof) mit der Europaallee und der gegenüberliegenden Zollstrasse, später auch beim Bahnhof Zürich-Altstetten mit Bauten von Burkhard Meyer Architekten, Dominique Perrault u.a.
Die SBB-Zentralwerkstätten in Zürich-Altstetten sind nach hundert Jahren für die heutigen 200 Meter langen Zugkompositionen zu kurz geworden. Die lange Halle aus hellgelbem Backstein prägt sowohl den Strassenraum als auch die Gleisseite und ist als erhaltenswertes Schutzobjekt eingestuft. Wo die SBB-Investoren sonst auf Rendite setzen, steht für das neue „Werkstadt-Areal“ Nachhaltigkeit im Vordergrund. Kees Christiaanse entwickelte mit Landschaftsarchitekten Studio Vulkan den Masterplan, für die Nutzung brachte Denkstatt sàrl ihr Know-how ein und das für Re-Use und Nachhaltigkeit namhafte Baubüro in situ hat aus dem Bestand einen den heutigen Bedürfnissen angepassten Bau geschaffen. Heute wird die schlicht aufgefrischte Halle als urbane Produktionsstätte lokaler etablierter Nischenanbieter genutzt.
Gleich daneben wird es dicht
Stadtauswärts entlang der Gleise, ebenfalls im Besitz der SBB wird verdichtet: 2022 sind die beiden schlanken Letzitürme bezogen worden, mit 177 Wohnungen in 75 Metern Höhe, erbaut von Armon Semadeni.
Bereits 2015 realisierten Adrian Streich und Loeliger Strub Architekten die Überbauung Letzibach und nehmen mit dem hellgelben Klinkermauerwerk Bezug zu den Zentral-Werkstätten.
Wohnen im Hochhaus hat sich nach Zürich-West schleichend auch in Zürich-Altstetten etabliert. Der ehemalige charakterlose unkoordiniert gewachsene Fabrikstandort und Arbeiterquartier im Westen der Stadt wächst in die Höhe. Einen Anfang machten Theo Hotz Architekten im Jahr 2000 mit der Überbauung Käppeli, sie bebauten einen ganzen Block, neun Geschosse wohnen in Maisonettewohnungen, an den lärmbelasteten Strassen gibt es Büronutzung sowie Gewerbe. In den letzten Jahren realisierten lokale Architekten wie Gigon Guyer, Galli Rudolf und Adrian Streich weitere Wohnüberbauungen für das wachsende Quartier.
Ein Highlight verspricht die sich im Bau befindliche Arealüberbauung von Herzog & de Meuron zu werden, Kleinwohnungen im 10-geschossigen Turm, ein Haus mit Lofts und Gartenwohnungen. Die Mischung aus Wohnen, Ateliers, einem Café und Gewerbe im Erdgeschoss richtet sich an eine vielseitige Bewohnerschaft mit unterschiedlichen Bedürfnissen.
Entwickelt wurde das Projekt von der Firma Senn aus St. Gallen, die aktuell in Basel zusammen mit Herzog & de Meuron das Leuchtturmprojekt HORTUS realisieren.
Text: Barbara Petri, ARCHiTOUR
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