Chamartín, von der peripherie zum neuralgischen zentrum von Madrid Nuevo Norte

Der Bahnhof Chamartín

Als das Bahnhofsgebäude Chamartín (Corrales y Molezún, 1972–1975) als neuer Bahnhof im Jahr 1975 im Norden Madrids eingeweiht wurde, befand es sich am Stadtrand, jenseits der Plaza Castilla, die damals die nördliche Grenze der Stadt markierte.

Heute, nur 50 Jahre später, ist der Bahnhof Chamartín dabei, Atocha als Hauptbahnhof von Madrid zu verdrängen und zum neuen Geschäfts-Zentrum der spanischen Hauptstadt zu werden: Die laufenden Bauarbeiten zu seiner Umgestaltung zum wichtigsten Knotenpunkt der Hochgeschwindigkeitsbahn Spaniens basieren auf dem Gewinnerprojekt des internationalen Wettbewerbs, das vom Ingenieurbüro Esteyco und den Architekturbüros UNStudio und b720 Arquitectura entworfen wurde.

Der neue Bahnhof Chamartín wird ein multimodaler Knotenpunkt für nachhaltige Mobilität sein und Madrid mit Hochgeschwindigkeits-Zügen mit allen spanischen Städten verbinden. Dank der Nähe zum Flughafen Madrid Barajas, der nur 15 Minuten entfernt ist, werden auch alle europäischen und weltweiten Ziele erreichbar sein.

Madrid Nuevo Norte

Der Ausbau des Bahnhofs Chamartín ist jedoch nur der Ausgangspunkt für ein noch ehrgeizigeres Projekt: Er wird das Kernstück des Projekts Madrid Nuevo Norte bilden, einem Stadterneuerungsprojekt mit einer Länge von 5,6 km und einer Gesamtfläche von 236 Hektar des Stadtgebiets, das sich auf beiden Seiten der Gleise erstreckt, die vom Bahnhof in Richtung Norden führen.

Der ursprüngliche Masterplan für dieses Stadtentwicklungsprojekt wurde von den privaten Bauträgern beim Büro RSHP (Rogers Stirk Harbour & Partners) in Auftrag gegeben und der Stadtverwaltung von Madrid als Ausgangspunkt vorgelegt. Nach der Festlegung des Projekts begann eine lange Phase der Abstimmung mit den kommunalen, regionalen und staatlichen Behörden sowie ein Prozess zur Einbeziehung von Nachbarschaftsvereinigungen aus den angrenzenden Stadtvierteln und anderen lokalen Einrichtungen. Das Ergebnis war, dass die aktuelle Version schließlich im Mai 2020 einstimmig vom Stadtrat von Madrid verabschiedet wurde, 27 Jahre nach der ersten Idee und drei Jahre nach der Entstehung von Madrid Nuevo Norte, dem endgültigen Projekt.

Madrid Nuevo Norte kombiniert das neue Geschäftszentrum, das sich hauptsächlich in Hochhäusern in der Umgebung des neuen Bahnhofs Chamartín befindet und 60 % der 2.657.000 Quadratmeter bebaubarer Fläche einnimmt, mit 10.500 Wohnungen in Wohngebäuden auf beiden Seiten der Bahngleise im nördlichen Teil und mit Gebäuden und Einrichtungen für öffentliche Zwecke, die über das gesamte Gebiet von Madrid Nuevo Norte verteilt sind, ebenso wie die mehr als 400.000 Quadratmeter an neuen Grünflächen und Gärten.

Die Stadt der Zukunft

Schließlich soll die neue Stadt ein Ort sein, an dem Ideen zur Verbesserung der Umweltbilanz von Madrid Nuevo Norte erprobt werden: Es laufen Studien zur Schaffung nachhaltiger städtischer Entwässerungssysteme, für Wasseraufbereitungssysteme, die zur Einschränkung des Trinkwasserverbrauchs beitragen, Studien zum Austausch von Kälte und Wärme in Fernwärme- und Fernkälteanlagen und natürlich Studien zur allgemeinen Einführung erneuerbarer Energien und zur Förderung nachhaltiger Verkehrsmittel. Madrid Nuevo Norte erhielt als erstes Stadtentwicklungsprojekt die Zertifikate BREEAM und LEED.

Der Bau von Madrid Nuevo Norte und der Umbau des Bahnhofs Chamartín werden das Stadtbild Madrids unweigerlich tiefgreifend verändern: Das historische und administrative Zentrum im Süden Madrids wird durch das neue Geschäftszentrum im Norden der Stadt ergänzt.

Text: Werner Durrer, MADRIDES

*First picture: General view of the new Chamartín railways stations. 3D infographic provided by ©b720 Arquitectura