Turins neue Stadtbibliothek: Wiederbelebung eines modernistischen Wahrzeichens

Ein unverzichtbares Highlight für architektonische Touren in Turin
Zu den Gebäuden, die bei unseren professionellen architekturführungen in Turin am häufigsten nachgefragt werden, gehört Torino Esposizioni – nur übertroffen vom Palazzo del Lavoro. Seine außergewöhnlichen strukturellen Innovationen und seine vielschichtige Geschichte machen es zu einem Kernstück jeder building tour in der Stadt und zu einem Anziehungspunkt für Architektinnen und Ingenieurinnen, die sich für den Modernismus des 20. Jahrhunderts und italienische Strukturexperimente interessieren.
Ein neues Kapitel für Torino Esposizioni
Im Jahr 2026 wird Turin seine neue Stadtbibliothek in diesem weitläufigen modernistischen Komplex eröffnen, dessen lang erwartete Transformation – unterstützt durch Italiens Nationalen Aufbau- und Resilienzplan – einem bedeutenden Werk der Architektur und Ingenieurbaukunst neues Gewicht verleiht. Am Rand des Parco del Valentino, dem historischen grünen Korridor entlang des Po, entwickelte sich das Gebäude ab den 1930er-Jahren unter Ettore Sottsass Senior und Pier Luigi Nervi zu einem Symbol der industriellen Identität der Nachkriegszeit und zu einem zentralen Ort für Messen und öffentliche Veranstaltungen.

Technical and Economic Feasibility Study Render, interior view. ©Isolarchitetti/Studio Moneo
Ein Jahrhundert der Ausstellungen
Die Ausstellungstradition des Standorts reicht bis ins späte 19. Jahrhundert zurück: von der Allgemeinen Italienischen Ausstellung 1884 über die Internationale Ausstellung für moderne dekorative Kunst 1902 bis zur Internationalen Ausstellung für Industrie und Arbeit 1911. Sottsass’ Palazzo della Moda entstand in den 1930er-Jahren, wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. 1947 beauftragten Fiat und die piemontesische Industrie Nervi, dessen bahnbrechende Ferrocemento-Strukturen den Komplex maßgeblich prägten. Seine monumentale Halle 2 – 95 × 110 Meter – wurde zu einem Meilenstein moderner italienischer Ingenieurbaukunst.

Interior of Turin Exhibition Hall in 1948. Courtesy ©Pier Luigi Nervi Foundation
Transformationen und Niedergang
In den 1950er-Jahren wurde der Komplex durch das Teatro Nuovo, Nervis Halle 3 und Halle 5 von Riccardo Morandierweitert. Die Aktivitäten dauerten bis 1989 an, gefolgt von Jahrzehnten teilweiser Umnutzung. Die Olympischen Winterspiele 2006 brachten punktuelle Renovierungen. Ein entscheidender Schritt erfolgte 2017 mit dem Wettbewerbssieg von ICIS, Rafael Moneo und Isolarchitetti, gefolgt 2019 von einem Zuschuss der Getty Foundation für einen konservatorischen Masterplan. 2021 erhielt das Projekt 100 Millionen Euro für die Turins neue Stadtbibliothek und die Erneuerung des gesamten Areals.
Ein Projekt, das von Licht und Struktur lebt
Das architektonische Konzept – entwickelt von ICIS, Moneo und Isolarchitetti und umgesetzt von Cobar mit ABDR – bewahrt Nervis ausdrucksstarke Gewölbe und integriert gleichzeitig neue Funktionen. Ein neues Untergeschoss wird die Buchlager beherbergen; die Dachstruktur bleibt durch Oberlichter sichtbar, die einen weitläufigen Lesesaal erhellen. Neue Stege verbinden die Funktionsbereiche, und spätere Anbauten werden entfernt, um die ursprüngliche Klarheit der Formen wiederherzustellen.

Technical and Economic Feasibility Study Render, family area in the apse. ©Isolarchitetti/Studio Moneo
Ein zeitgenössisches kulturelles Zentrum
Die Turins neue Stadtbibliothek wird 19.380 m² öffentliche Fläche bieten – mit Hunderten von Leseplätzen, Laboratorien, Maker Spaces, Kinderbereichen, Ausstellungszonen, einem Café und einem Buchladen, ergänzt durch über 2.300 m² neue Gartenflächen.

Construction site. ©Fabio Oggero. Courtesy Pier Luigi Nervi Foundation
Ab 2026 gewinnt Turin nicht nur ein revitalisiertes modernistisches Wahrzeichen – nun ein Höhepunkt jeder guided tour in the city –, sondern auch ein lebendiges städtisches Zentrum für Wissen, Kultur und öffentliches Leben.
Text: Cristiana Chiorino, ComunicArch
*Erstes Bild: Technical and Economic Feasibility Study Render, restored façade on Corso Massimo d’Azeglio. ©Isolarchitetti/Studio Moneo



