Arno Lederer: „Zuerst die Stadt, dann das Haus.“
Arno Lederer sticht mit seiner Arbeit heraus aus dem breiten Feld der Architekten. Seine Architektur ist skulptural und eigenwillig und doch fügt sie sich immer dem umgebenden Stadtraum ein!
Er war ein Kämpfer für die europäische Stadt und er war ein Befürworter der Moderne. Dass das kein Widerspruch sein muss, sieht man an seinen Gebäuden.
Zwei Leitsätze hat Arno Lederer einmal zur Grundlage seiner Arbeit formuliert: »Zuerst die Stadt, dann das Haus«, und »Drinnen ist anders als draußen«.
Die Stadt ist das übergeordnete System. Die Gebäude dienen immer dem Ganzen und bilden eine Gemeinschaft mit dem Stadtraum. Straßen, Plätze, Gassen und Parks – in ihnen bewegen wir uns und das ist die erlebbare Stadt. Der Kern einer Bauaufgabe ist die Gestaltung der Trennung vom privaten Innenraum zum öffentlichen Raum. Das Trennende ist das, was erst den Raum schafft, ihn lesbar macht. Und er muss von allen Menschen gelesen werden können. Dann wird er als „schön“ empfunden. In dieser Hinsicht ist Lederer konservativ: warme Materialien, erdige Farbtöne, Lochfassaden und handwerkliche Details lassen uns seine Architektur gleich näher rücken. Skulpturale Elemente wie Erker, seine speziellen ZickZack-Fenster, organische Formen, Bullaugen, Wasserspeier machen die Gebäude einzigartig und er scheut sich auch nicht, sich durch Architekturzitate in den städtischen Kontext einzubinden. Sehr „unmodern“? Nein, aber modern eher in der Tradition eines Erich Mendelssohns, elegant, dynamisch, und auch ein bißchen verspielt.
Erst spät war es Lederer vergönnt auch in der eigenen Stadt sichtbare Spuren zu hinterlassen.
Mit dem Neubau des Evangelischen Bildungszentrums Hospitalhof hat Lederer es geschafft dem ganzen Viertel ein neues Zentrum und neue Identität zu geben. Auf dem ehemaligen Klostergrundriss ergänzt er die alte Kirchenruine um einen einem Klosterhof nachempfundenen Innenhof herum.
Die Erweiterung der Landesbibliothek Baden Württemberg: einfühlsam hebt sie das hervorragende Hauptgebäude aus den 60ern von Horst Linde hervor und positioniert sich doch selbstbewusst und eigenständig in die erste Reihe an Stuttgarts „Kulturmeile“.
Arno Lederer, geboren 1947 in Stuttgart, 1968 bis 1976 Architekturstudium an der Universität Stuttgart. 1979 Gründung seines ersten Büros, seit 1985 Bürogemeinschaft mit Jórunn Ragnarsdóttir und seit 1992 Bürogemeinschaft mit Marc Oei (Lederer Ragnarsdóttir Oei LRO).
Ab 1985 bis 2014 Professor an verschiedenen Hochschulen in Karlsruhe und Stuttgart.
Arno Lederer ist am 21. Januar im Alter von 75 Jahren gestorben. Gebäude von ihm prägen das Stadtbild von Stuttgart und vielen anderen Städten.
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Text: Ulrich Kölle, GA Stuttgart
Auf Baunetz gibt es ein sehr schönes kurzes Gespräch mit Arno Lederer und seiner Partnerin Jórunn Ragnarsdóttir zum Hospitalerhof als Video.
https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Eroeffnungswoche_fuer_Hospitalhof_Stuttgart_3537625.html